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ZEITUNG                                                            30. JUNI 2006

KULTUR


Tückische Landschaften


Hochglanzgemälde von perfekter Fertigkeit, Realismus mit Widerhaken: Franz Politzer in der Rosegger Galerie Šikoronja.

BERND CZECHNER

Wer aus dem fahrenden Auto seithin blickend den Land-schaftsvordergrund nach hinten wegschwinden sieht, während sich die schaubare Ferne noch lange scheinbar unverändert im Blick hält, muss sich irgend-wann und augenblicklich - vorausgesetzt er kennt seine Bilder - wie in ein Politzer-Gemälde hineingezaubert fühlen.   Der 1950 in Wien geborene Maler und Grafiker Franz Politzer (Geologiestudium; Studium an der "Bildenden" bei den Prof. Eckert und Melcher; Diplom 1975; lebt und arbeitet seit 1991 in Millstatt) ist seit geraumer Zeit der Landschaftsmalerei verpflichtet, "seinen" dem Grunde seines Denkens her entkommenen subjektiven Landschaften nämlich, die keinerlei topografische Zuweisung ermöglichen. Hyperrealistische "Schönmalerei" als Landschafts-visionen, die von Blick zu Blick tiefer in die Irre führen; die letztlich an Vorn und Hinten, Unten und Oben Zweifel aufkommen lassen und der scheinbar idyllischen Welt den Boden entziehen.

Trügerische Paradiese
Auf seine Weise hat Franz Politzer das Genre der Landschaftsmalerei revolutioniert. Was auf den ersten Blick so beschaulich-phantastisch aus den Rahmen schönt, stellt sich nach und nach als gebrochenes Ideal dar: Niemals hat sich ein Menschen- oder sonstiges Wesen in diesen chimärenhaften Paradiesen blicken lassen nur die architektonischen, regulierenden Spuren, die auf der Welt Elitetier hinweisen, schneiden sich wesentlich und feindlich in die eanarchischen Schöpfungen aus

Revolutioniert die Landschaftsmalerei: Franz Politzer  Czechner



Hügelsanftheit, Flussgeläuf und Gebäum.
Ein Rene Magritte der Renaissance ließe sich eindenken in die wundersamen Gemälde des Franz Politzer. Die scheinbare Idylle, die frömmelnde Ruhe, die tief "hinein illusionierte Weite dieser Landschaftsfallen sind in ihrer malerisch ausgeführten Wirklichkeit raffinierte Brechungen perspektivischer Logik. Es sind Bilder wie alte Märchen, in denen vom Unbehagen in einer zauberschönen

       AUSSTELLUNG 



Landschaft erzählt wird. Franz Politzer malt Bilder, in denen man sich gerrne erleben möchte - wenn man sich dann tatsächlich hineinlebt, hebt aber ein überschönes Gruseln an. Das Gruseln etwa vor dem Ungefähren einer unbestimmbaren Tiefe, einer betörenden Weite, verlockenden Ruhe - das Gruseln vor der Sehnsucht
nach idealen Welt.

Galerie Šikoronja, Rosegg. Vernissage: Heute, Freitag, 20 Uhr;
Bis 30. Juli (Do - So 15-19 Uhr)


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