Von Angelika
Storm-Rusche
Nein, ein
echter Surrealist wie Dali oder Max Ernst ist er nicht, der
Wiener Franz Politzer. dessen irritierenden Ölgemälde und Farbradierungen
gegenwärtig in der Bonner Galerie Marlies Rosenzweig zu sehen
sind; und dem Fantastischen Realismus Wiens entzieht sich der
Maler auch - und dies, obwohl er nicht realistisch im herkömmlichen
Sinne und zudem doch mit viel Fantasie malt.
Franz Politzer
schöpft nicht aus dem Unbewussten und nicht aus den Träumen.
Er ist vielmehr ein Gedankenkünstler, einer, der seine Bilder
"bei vollem Bewusstsein" intellektuell konzipiert und da bei
nach eigenem Bekunden nur "tatsächlich gesehene Dinge" umsetzt.
Seine "Südliche Mauer" etwa zeigt in der Bildmitte eine Bogenarchitektur
über einer bergigen Flusslandschaft. im oberen Bildfeld
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rahmt
der gemauerte Bogen eine zweite Landschaft
in kleinerem Maßstab. Alle Dinge des Bildes existieren, so
wie auch das Mittags- und Abendlicht hinter der "Gesprungenen
Brücke" zunächst durchaus glaubwürdig erscheint. Aber sie
existieren in verschiedenen Perspektiven und Proportionen
und zu unterschiedlichen Zeiten.
In den mit geradezu
altmeisterlicher Akribie gemalten Bildern des Wieners durchdringen
sich also mehrere Realitätsebenen. Mit dieser Bildsprache
stellt sich Franz Politzer in die Tradition des ausdrücklich
bewunderten René Magritte, den man eben doch landsläufig den
Surrealisten zuordnet, weil er dem Wesen verschiedener Wirklichkeiten
in ein und dem selben Bild nachspürt.
Galerie Marlies
Rosenzweig,. bis 9. November. Hausdorffstraße 86, 53129 Bonn.
Katalog Radierungen 15 Euro, Gemälde 29,50 Euro.
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