Bonner          
General - Anzeiger
DIENSTAG, 17. SEPTEMBER 2002
Ein Gedankenkünstler und seine Bilder im Bild
AUSSTELLUNG Politzer in der Galerie Rosenzweig

Von Angelika Storm-Rusche

Nein, ein echter Surrealist wie Dali oder Max Ernst ist er nicht, der Wiener Franz Politzer. dessen irritierenden Ölgemälde und Farbradierungen gegenwärtig in der Bonner Galerie Marlies Rosenzweig zu sehen sind; und dem Fantastischen Realismus Wiens entzieht sich der Maler auch - und dies, obwohl er nicht realistisch im herkömmlichen Sinne und zudem doch mit viel Fantasie malt.

Franz Politzer schöpft nicht aus dem Unbewussten und nicht aus den Träumen. Er ist vielmehr ein Gedankenkünstler, einer, der seine Bilder "bei vollem Bewusstsein" intellektuell konzipiert und da bei nach eigenem Bekunden nur "tatsächlich gesehene Dinge" umsetzt. Seine "Südliche Mauer" etwa zeigt in der Bildmitte eine Bogenarchitektur über einer bergigen Flusslandschaft. im oberen Bildfeld

rahmt der gemauerte Bogen eine zweite Landschaft in kleinerem Maßstab. Alle Dinge des Bildes existieren, so wie auch das Mittags- und Abendlicht hinter der "Gesprungenen Brücke" zunächst durchaus glaubwürdig erscheint. Aber sie existieren in verschiedenen Perspektiven und Proportionen und zu unterschiedlichen Zeiten.

In den mit geradezu altmeisterlicher Akribie gemalten Bildern des Wieners durchdringen sich also mehrere Realitätsebenen. Mit dieser Bildsprache stellt sich Franz Politzer in die Tradition des ausdrücklich bewunderten René Magritte, den man eben doch landsläufig den Surrealisten zuordnet, weil er dem Wesen verschiedener Wirklichkeiten in ein und dem selben Bild nachspürt.

Galerie Marlies Rosenzweig,. bis 9. November. Hausdorffstraße 86, 53129 Bonn. Katalog Radierungen 15 Euro, Gemälde 29,50 Euro.