DIE NEUNZIGER
JAHRE
Anfang der 90er Jahre wohnte Franz Politzer in Diez und arbeitete
in seinem neuen Atelier im benachbarten Limburg a. d. Lahn, wo
er seine "Subjektive Landschaft" weiter entwickelte. Es fiel auf,
daß durch seine Reisen nach Frankreich und Italien seine Bilder
"südlichen" Charakter angenommen hatten und die etwas karge Westerwaldlandschaft
aus seinen Bildern verschwunden war. Im Frühjahr 1991 erfolgte
eine weitere Reise in den Süden, diesmal nach Korsika, wo er viele
Eindrücke für neue Bilder gewann. Gleichzeitig wurde nach einem
neuen Domizil zunächst in Italien und später dann in Österreich
gesucht. Im Herbst 1991 fand er in Millstatt, genauer im Ortsteil
Lammersdorf, ein passendes Haus, das Ende des Jahres bezogen wurde.
Das Atelier verblieb in Limburg, sodaß zwangsläufig in den ersten
beiden Jahren in Österreich, in denen das Haus auch umgebaut wurde,
nur wenige Ölbilder entstanden. Bei den Radierungen fertigte Politzer
nur Auftragswerke. So trat zum Beispiel die Wiener Arzneimittelfirma
Aesca im Frühjahr 1992 mit den Auftrag an ihn heran als Geschenke
für Ärzte eine Grafikserie zu schaffen, in der das Signet eines
ihrer Produkte eingearbeitet werden sollte. Für Franz Politzer
war dieses Signet, das an eine halbgeöffnete Kamerablende erinnerte,eine
Herausforderung und er benannte die entstandene Serie "Das Symbol".
Über vier Jahre hinweg verschenkte die Firma jeweils eine Grafik.
Just in jener Zeit erhielt Franz Politzer den Rheinischen Kunstpreis,
für den er schon vor seiner Übersiedelung nach Österreich
vorgeschlagen worden war, in Anerkennung seines bisherigen Gesamtwerkes
verliehen.
Mitte 1993 wurde das Atelier in Limburg a. d. Lahn aufgelöst,
weil inzwischen der An- und Umbau des Ateliers in Millstatt fertig
war und somit eine Übersiedelung stattfinden konnte.
Politzer entwickelte seine "Subjektive Landschaft" weiter. Er
verfeinerte die Technik ebenso wie er Auch die Raffinesse der
Sujets steigerte. Gleichzeitig setzte er auch seine Arbeit an
den afiguralen Mischtechniken fort.
Jetzt konnte auch die Ausstellungstätigkeit wieder intensiviert
werden, die ebenfalls unter der räumlichen Veränderung gelitten
hatte. Im Herbst 1995 hatte er seine erste Ausstellung in Slowenien,
und zwar in der "Galerija likovnih umnetnosti" in Slovenj
Gradec. Es war eine Werkschau mit mehr als 80 Exponaten. In der
Folge wurde er zu einem Künstlersymposium nach Ajdovšcina in das
südliche Slowenien eingeladen, wo er mit auch mit Kollegen aus
Italien zusammentraf. Eine weitere Einladung nach Slowenien und
zwar nach Schloß Borl bei Ptuj erfolgte 1999.
Im Sommer 1998 schuf er für das Niederösterreichische Donaufestival
übergroße Artefakte an dessen Spielorten St. Pölten, die
als illusionistische Inszenierungen in das gewohnte Erscheinungsbild
ihrer Standorte verändernd eingriffen.
Im Herbst 1998 gab es dann die erste große Präsentation in Kärnten
im Stadtturm von Gmünd unter dem neuen Titel "Persönliche Landschaft".
Die Galerie Bose präsentierte 1999 seine Arbeiten auf verschiedenen
europäischen Kunstmessen. Ein halbes Jahr später machte Franz
Politzer die ersten Versuche für abstrakte Farbradierungen, die
in der Folge für ihn noch größere Bedeutung erlangten.