Abgesehen
davon, dass der 1950 in Wien geborene Maler und Grafiker Franz
Politzer in der Stadtgalerie am Minoritenplatz erstmals überhaupt
Schauproben seiner abstrakten Werkgruppe präsentiert, betreten
die meisten der Kärntner Galeriebesucher angesichts seiner
"Bilder vom Wesentlichen" Neuland. 1991 ist Franz Politzer
nach längerem Domizil in Deutschland nach Millstatt in Kämten
übersiedelt, hat aber in heimischen Galerien kaum Fuß gefasst,
was deshalb erstaunt, weil sein Name etwa in Deutschland durchaus
als bekannt gelten darf.
Politzers
"Naturstücke" sind ein Konzentrat aus Gesehenem, an sich Eigenartigem,
das sich in einer Art innerem Speicher zu Topographien bildet,
die in ihrer Gebrochenheit, in ihrer seltsamen Selbst- spiegelung
im scheinbaren Widersinn Kafkaesk-Magritt'sche Bezüge assoziieren
lassen. Franz P. malt akribisch, gleichsam in altmeisterlicher
Manier langsam Zug um Zug bedenkend. Malerische Ingenieurarbeit,
Kunstprodukte einer Ein-Mann-Manufaktur, absurder Realismus
mit der Konsequenz eines Propheten vorgetragen. Doch Franz
Politzer ist weder Prophet noch Phantast. Er spielt mit Begriffen,
spielt sie in ihre originären Werte zurück.
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Nicht
Natur schildert er, er plant seine Bildwerke aus Kulturlandschaften
heraus, aus dem was er "zweite Natur" nennt. Vielleicht ehemalige
Stadtlandschaften einer Zeit vor uns.Fragmente einer Ingenieur-genialen
Hybris - unvollendet, überwuchert -, Reservate einer nachgedachten
Natürlichkeit. Keine Landschaft schaut so aus wie Franz Politzer
sie malt oder radiert. Manchmal aber kann es sich augenblicklich
ergeben, dass man
sich in einem Politzer-Bild befindet, sich die Normalität
ins Absurde verwirklicht und sich der Tag einer Vision entledigt.
Modern sind diese Bilder absolut nicht, kurzweiligen Moden
hat sich Franz Politzer wohl auch bewusst entzogen. Zeitgemäß
sind sie jedoch allemal - wären sie allerdings auch allezeit
gewesen. Denn was klar und deutlich zu sehen ist, realistisch
wiedergegeben also, bleibt wunderlich geheimnisvoll, bedrückt
in seiner Unausgesprochenheit. Eine babylonische Erzählung
Bild für Bild, ohne Drohung, Mahnung, vordergründige Kritik
ohne Botschaft oder Doktrin. Franz Politzers Kunst entspricht
ziemlich genau einer Formel Marcel Duchamps: Fünfzig Prozent
stellt der Künstler bereit, die andere Hälfte trägt der Beschauer
selbst bei.
Bernd
Czechner
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