Limburg.
"Das Thema ist reizvoll für jeden, der Wesentliches sucht. Vielleicht
finden Sie in den Bildern etwas, das sie wesentlich berührt",
sagte Limburgs Erster Stadtrat Dr. Heinrich Richard. Es werden
vielleicht nicht alle auf der Suche nach Inhalten gewesen sein,
die am Freitag Abend ins historische Rathaus gekommen waren.
Die Begegnung mit einem Künstler, das Wiedersehen mit Franz
Politzer, der lange in Limburg gelebt hat, der sein Atelier
in Langenscheid und dessen Frau eine Galerie in der Domstadt
hatten,"die Neugier auf die neuen Werke und die Entwicklung
des künstlerischen Schaffens, machten wohl den eigentlichen
Reiz dieser Vernissage in den Kunstsammlungen der Stadt am Fischmarkt
aus.
"Bilder vom Wesentlichen" ist der Titel der Ausstellung, die
erstmals auch eine bislang unbekannte Seite Franz Politzers
zeigt: Zeichnungen, Collagen, Grafiken, auch aus der Studienzeit
des in Österreich gebo- renen Künstlers. Und noch eine Premiere
gab es in Limburg, denn Franz Politzer stellte sein neues Buch
vor, in dem sich zahlreiches Autoren mit seinem künstlerischen
Schaffen auseinander setzen. Einer davon ist Hans-Christian
Kirsch, Initiator des Limburger Hans-im- Glück-Preises für Jugendliteratur.
Kirsch beschrieb während der Ausstellungseröffnung die Ent-
wicklung des Malers vom Gegen- ständlichen zum Abstrakten, die
er titelte "Hans Politzer verlässt das Paradies". Während Politzers
Frühwerke noch deutliche Einmi-
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schungen
in politische Zustände seien, wende sich Politzer Land schaftsbildern
zu, deren aus schnitthafte Versatzstücke die nicht mehr vorhandene
Einheit zwischen Natur und Mensch zeigten. Die Landschaft
scheine ein Stück Natur zu sein, sei aber viel mehr ein Konstrukt,
das in den Köpfen reflektierender Menschen entstehe, sagte
Kirsch. Politzers Bilder spiegelten den Konflikt beim Zusammentreffen
von erster und
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zweiter
Natur, als zweite Natur be- zeichnete Kirsch das vom Men- schen
Geschaffene. In den Werken Politzers sei aber auch die zweite
Natur attraktiv, habe ihren dialektischen Reiz. Es sei ein Bewundem
und zugleich Erschrecken über menschliche Leistungen. An den
"Schweiß- nähten" zwischen erster und zweiter Natur werde in
den Bildern Politzers eine Ahnung sichtbar, die Kirsch als fast
religiös bezeichnete. Häufig gebe
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es die Darstellung eines Flusses, der ins Unendliche zu führen
scheine. Kirsch sprach von phantasmagorisch-realistischen Landschaften.
Die Maltechnik, insbesondere die Farbigkeit, lasse glatte, schimmernde
Flächen erscheinen, wodurch die Bilder "merkwürdig altertümlich"
wirkten und auf Gemälde der Gotik verwiesen, die ausschließlich
religiöse Inhalte hatten. Politzers Bilder "holen etwas von
sehr weit her", sagte Kirsch und verwies auf die große Tiefe
der Perspektiven und die häufige Verwendung von Spiegeleffekten.
Politzers Modell der Landschaft habe etwas von einem fernen
Paradies, das keine Menschen enthalte und das von "verträumter
Schwärmerei" durchdrungen sei. Die spätere Hinwendung Politzers
zur Abstraktion - nach den Worten Kirschs nach einem langen
Prozess der psychischen Entwicklung - zeuge von künstlerischem
Mut und vom Aufbruch zu neuen Ufern. Was so gegenständlich scheine
in Politzers Bildern sei vielleicht nur ein Gleichnis.
Walter
Born, Instrumentallehrer an der Kreismusikschule Limburg, begleitete
die Vernissage musika- lisch. Für intensive Gespräche hat- te
sich Franz Politzer am Samstag noch Zeit genommen. (cz)
Die Ausstellung
in den Kunstsammlungen der Stadt im historischen Rathaus am
Fischmarkt ist noch bis 9. Juli zu sehen, montags bis freitags
von 8.30 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, donnerstags bis 18
Uhr, am Wochenende von 11 bis 17 Uhr.
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