Ausstellung

FRANZ POLITZER

BILDER VOM WESENTLICHEN


Eröffnung:
Mi. 5. Juli 2000
 

Ausstellungsdauer:
6. Juli - 15. August 2000

 

GALERIE BÖHLER

Marktplatz 6
D 64635 Bensheim

 

KRITIK LICHTENBERG
1998

 

WEITERE KRITIKEN

 

Bergsträsser Anzeiger
7. Juli 2000
"Franz Politzer verlässt das Paradies"
Hommage an den Maler Franz Politzer / Ausstellungseröffnung und Geburtstagsfeier bei Böhler
Bensheim. Wenn ein renommierter Kunstschaffender 50 Jahre alt wird, verlangt das natürlich nach einer angemessenen Würdigung. Der 50. Geburtstag des Malers Franz Politzer gab am Mittwoch den Anlass für eine festliche und zugleich legere Feier in der Bensheimer Galerie Böhler. Eingeladen waren die Gäste zu einer "Hommage ä Politzer" durch den Schriftsteller Hans Christian Kirsch.
  Gleichzeitig diente der Abend als Eröffnungsveranstaltung für die Ausstellung Politzers in der bekannten Bensheimer Galerie. Der Galerist Wolfgang Böhler begrüßte das erwartungsvolle Publikum und betonte seine Freude über die große Resonanz dieses eher kurzfristig organisierten Abends. Voll des Lobes war Böhler angesicht des Politzer-Buches "Bilder vom Wesentlichen", welches nach einem Jahr Arbeit veröffentlicht wurde.
  Den wei
teren Verlauf der Hommage an den Künstler gestaltete der Schriftsteller Hans Christian Kirsch. Dem ein oder anderen ist vielleicht sein Pseudonym Frederik Hetmann, unter dem er seine Jugendbücher herausgibt, besser geläufig.

  Der Autor stellte seine Würdigung unter den Titel "Franz Politzer verlässt das Paradies", da nun zum ersten Mal Werke präsentiert werden, an denen sich genau die Veränderung in der Entwicklung des Malers ablesen lässt. Die Ausstellung gibt einen Überblick über das bisherige Gesamtwerk Politzers.
   In seinem Vortrag über seinen Freund Politzer beschäftigte sich Kirsch mit dem auffälligsten Gesichtspunkt der früheren Werke, nämlich der Konfrontation und der Spannung zwischen der "ersten und zwei ten Natur". Der Konflikt der "ersten Natur", die für alles von Gott Geschaffene steht, mit der "zweiten Natur", welche die von Menschenhand geschaffenen Aspekte in der Landschaft definiert, macht die Faszination dieser Werke aus. Sie beinhalten außerdem "ein sehr starkes Moment des Glaubens, dass die erste Natur nicht kleinzukriegen ist", erklärt der Schriftsteller. Die erste triumphiere immer wieder über die zweite Natur. "Trotz aller Spannung hat sich Politzer eine Art individuelles, privates Paradies bewahrt", so Kirsch weiter,

"der Aspekt des Paradiesischen ist in seinen früheren Bildern immer anzutreffen."
  Im Laufe des Veränderungs- prozesses bei Politzer sei zu beobachten, dass er in seinen neueren Werken eher ausdrücke, was er in sich selbst vorfindet. "Die späteren Bilder sind Abbildungen persönlicher Träume des Malers", interpretiert Kirsch, "sie haben nichts mehr mit Natur zu tun. Auch die paradiesische Komponente fehlt." Daher auch der Titel seiner Hommage "Franz Politzer verlässt das Paradies". Die jungen Werke sind "Politzer pur", wie es der Autor treffend formuliert.
  Nach einer kurzen Pause, die viele zu einem Gespräch mit dem Jubilar nutzten, begann Kirsch aus seinem Goya-Buch "Der Maler und das Kind" zu lesen. Es beschreibt die Beziehung des Malers Goya zu einem kleinen Mädchen, welches er im Jahr 1824 bei sich aufnimmt. Er selbst ist zu der Zeit 78 Jahre alt und lebt vor den Toren Madrids. Die Geschichte handelt in erster Linie von den Fragen des Kindes, und den Versuchen Goyas, diese zu beantworten. Der Maler versucht in unbeholfener Art und Weise, dem 10-jährigen Mädchen sowohl seine Lebensgeschichte als auch seine Bilder zu erklären.
  Auch die Lesung war als Hommage an seinen Freund Politzer zu betrachten. Zum Ausklang sprach der Galerist noch einige Worte des Abschieds und bedankte sich herzlich bei Hans Christian Kirsch. Der lebhafte Applaus der Zuhörer brachte die Begeisterung über diesen gelungenen Abend deutlich zum Ausdruck..                                kfn

LITERATUR und Kunst. Zu einer Lesung mit Hans-Christian Kirsch (Mitte) und einer Ausstellungseröffnung mit Bildern von Franz Politzer (rechts) hatte die Buchhandlung von Wolfgang Böhler (links) eingeladen. tz/Bild: Lotz